2003
Hochzeit
2003
Hochzeit
Die uralte Hausbesitzerin, ihre Enkelin und ein Papagei sind die Figuren des ersten Bildes. Die Enkelin kommt ihre Grossmutter besuchen, sie hofft bald das Haus von ihr zu erben. Der Papagei hat nicht sehr viel zu sagen, aber was er sagt, ist wichtig, er schreit immerzu: «Haus, Haus, Haus.»
Beschreibung
Die andern Bewohner sind ein Lehrer und seine Frau mit ihrem gemeinsamen Säugling, die gern das Haus für ihr Kind sichern möchten; ein Liebespaar, das keines ist, weil der junge Mann es ernst meint; ein Geschäftspaar, das auf den Grund dieses Hauses spekuliert und sich aus Gier darauf in eine echte Liebesszene hineinredet; und der Hausbe-besorger, der seine sterbende Frau nicht zu ihrem letzten Wort kommen lässt, weil er an ihrem Bett sitzend immerzu für sie betet. Der Hauptakt: Der Brautvater ist ein Oberbaurat, er hat dieses Haus erbaut, er glaubt, dass es für die Ewigkeit steht, wie die Ehe seiner Tochter. Die Gesellschaft ist betrunken. So nahe sie sich sind, es weiss doch eigentlich keiner etwas vom anderen. In dieses Chaos wird plötzlich Richtung gebracht. Ein Gast schlägt ein Spiel vor: Gesetzt, das Haus wäre von einem Erdbeben bedroht, was täte jeder der Anwesenden hier für seinen liebsten Menschen?
Alles lebt sich nun in dieses Spiel ein; der Reihe nach nennt jeder unter den Anwesenden den, der ihm am liebsten ist, - es ist nicht immer der, den man erwartet. Der Reihe nach sagt dann jeder, was er für sein Liebstes täte, wenn die Katastrophe käme und das Haus am Einstürzen wäre. Aber aus dem Spiel wird Ernst. Der Letzte hat noch nicht ausgesprochen, als das Haus zu schwanken beginnt, das Erdbeben ist da, - vielleicht durch das Spiel der Menschen heraufbeschworen. (E. Fried)
Das Besitzdenken beherrscht die Menschen so, dass zwischenmenschliche Beziehungen nicht mehr möglich sind. Keiner der Hochzeitsteilnehmenden gehört zu jemand, und je mehr diese machtgierigen Bürger «Familienleben» praktizieren, die «Ehe» hochhalten und «Hochzeit» feiern, um so deutlicher wird, dass niemand verpflichtende Bindung anerkennt und nur noch auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Die Menschen betrachten einander ausschliesslich als Objekte, die es zu besitzen gilt. Die Katastrophe am Ende von «Hochzeit», der Einsturz des Hauses, drückt das Urteil aus, das Canetti über diese Gesellschaft fällt. Er betrachtet sie als reif für den Untergang. (K. Völker)
Zum Autor
Elias Canetti
25.07.1905 – 14.08.1994
Elias Canetti wurde am 25. Juli 1905 in Rustschuk, einer kleinen Stadt am bulgarischen Unterlauf der Donau, geboren. 1911 zog er mit seinen Eltern nach England und übersiedelte 1913, nach dem Tode seines Vaters, nach Wien. In den Jahren 1916-1924 besuchte er Schulen in Zürich und Frankfurt am Main.
Beschreibung
Danach studierte er bis 1929 Naturwissenschaften in Wien und promovierte zum Doktor der Philosophie. 1938 emigrierte er nach London. Später lebte er abwechselnd in Zürich und London.1972 wurde er mit dem Georg-Bücher-Preis, 1977 mit dem Gottfried-Keller-Preis und 1981 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Elias Canetti starb am 14. August 1994 in Zürich.
Einige Werke von Canetti
Die Blendung 1935, Masse und Macht 1960, Welt im Kopf 1962, Dramen 1964, Die Stimmen von Marrakesch 1967, Die gespaltene Zunge 1972, Die Provinz des Menschen 1973, Der Ohrenzeuge 1974, Die gerettete Zunge 1977, Das Gewissen der Worte 1981
Mitwirkende
Vorspiel
Die Gilz, Hausbesitzerin, Therese Guntern
Toni, ihre Enkelin, Jennifer Heinen
Lori, ein Papagei
Thut, Professor, Heinz Noti
Leni, seine Frau, Petra Schoepfer
Der Säugling
Anita, ein besseres Mädchen, Manuela Berchtold
Peter Hell, ein junger Herr mit Blumenstrauss, Markus Berchtold
Gretchen, Geschäftsfrau, Gabriela Weger
Max, ein Mann, Heinz Salzmann
Franz Josef Kokosch, Hausbesorger, Markus Berchtold
Seine sterbende Frau, Gaby Klingele
Seine blödsinnige Tochter Pepi, Dolores Fux
Beschreibung
Hochzeit
Oberbaurat Segenreich, Brautvater, Beat Nellen
Johanna, die Brautmutter, Marianne Zeiter
Christa, die Braut, Barbara Heynen
Karl, ihr Bruder im dritten Semester, David Bokel
Mariechen, das jüngste, vierzehnjährig, Stefanie Ammann
Direktor Schön, ein FreundR, einhard Jossen
Horch, ein Idealist, Claudio Albrecht
Witwe Zart, Petra Schoepfer
Dr. Bock, Hausarzt, achtzigjährig, Elmar Heinen
Gall, Apotheker, Tobias Perren
Monika Gall, seine Frau, Beatrice Seiler
Rosig, Sargfabrikant, Erasmus Hutter
Anita, Manuela Berchtold
Pepi Kokosch, Dolores Fux
Toni Gilz, Jennifer Heinen
Michel, der Bräutigam, Olivier Moreillon
Hinter der Bühne (Ressorts)
Regie, Mani Wintsch, Marianne Heinen
Bühnenbild, Peter Bissegger
Dramaturgie, Bernadette Wintsch-Heinen
Üebersetzung, Beat Heinen
Souffleuse, Ellen Ruppen
Musik, David Bokel
Licht und Ton, Hans-Ruedi Ambord, Ralf Müller, Martin Imhof
Requisiten, Beate Krien
Kostüme, Gilberte Jaggy, Manuela Wyss
Produktion, Franziska Zehnder
Reservation, Gilberte Jaggy
Kantine, Hilar & Daniela Schwery
Werbung, Claudio Albrecht
Presse, Beat Nellen
Maske, Elsbeth Ruppen, Rita Eggel, Thildi Egger, Josiane Maesano, Marielle Ritz, Marie-Andrée Schaller, Beatrice Eyer, Antonia Wenger, Hanny Derendinger
Spielerbetreuung, Franziska Zehnder, Simone Wyssen
Bühnenbau, OPRA Steg, Arbeitsmarktprogramm, Renato Mangisch
Platzanweisung, Emmeline Schmid, Vreny Bodenmann
Theaterkassa, Willy & Christine Eggs
Theaterrechnung, Alex Bürcher
Fotos, Thomas Andenmatten
Video, Jeannette Salzmann-Albrecht